Geschichte und Herkunft der Thai-Massage

Die Yogaelemente (Fisch, Pflug, Brücke, Zange etc.)  der Thai-Massage und die Terminologien verweisen auf einen indischen Ursprung.  In ihrer Bezeichnung und  ihrem  Verlauf  ähneln die Energielinien der Thai-Massage  (Thai: เส้น – sen)  den in Indien  gebräuchlichen Energielinien (prana-nadis):  Sen Sumana (thai – เส้นสุมนา) – Sushumna nadi (sanskrit), Sen Ittha (thai – เส้นอิทา) – Ida nadi (sanskrit), Sen Pingkhla (thai – เส้นปิงคลา) – Pingala nadi (sanskrit).

Die Urheberschaft der Thai-Massage wird dem nordindischen Arzt Jīvaka-Komārabhacca (andere Schreibweise: Jivakar Kumar Bhaccha)   zugerechnet.   Noch  heute  wird  er  in  Thailand  als  „Vater der Medizin“  verehrt  und  in  einer  Andacht  (thai: Wai Khru – ไหว้ครู)  zu Beginn der Thai- Massage erwähnt („Om Namo Jivago..“).

Jīvaka-Komārabhacca war Zeitgenosse Buddhas und hat im 5. Jahrhundert v. Chr. in Indien gelebt. Im Pali-Kanon, den alten Schriften des Buddhismus der südlichen Schule des Theravada, wird er als Leibarzt des indischen Magadha-Königs Bimbisara genannt.  König Bimbisara war dem Buddha verbunden und suchte ihn  wiederholt auf.  Auch Jīvaka-Komārabhacca stand in Kontakt zu Buddha und hat ihn und seine Mönchsgemeinde ärztlich betreut.

Die Thai-Massage muss in einem Zirkel von Mönchen, die von Indien nach Myanmar übersiedelten, in Südostasien überliefert worden sein – vermutlich über viele Jahrhunderte zunächst mündlich  in buddhistischen Tempeln.  Dies  kann frühestens ab dem 3./2. Jahrhundert  v. Chr.  geschehen sein,  da sich  erst  dann  die  buddhistische  Lehre im südostasiatischen Raum auszubreiten begann.

Es kursiert auch die Annahme, die buddhistischen Mönche selbst hätten die Thaimassage entwickelt, um sich von den Folgen langer Meditationsstellungen zu kurieren.  Die  einzigen schriftlichen  Überreste  zur  Thai-Massage sind auf Palmblättern in Pali-Sprache und  Khmerschrift verfasst  und wurden  1832 vom damaligen thailändischen König Nang Klao  (Rama III.)  im Tempel  Wat  Pho  in  Bangkok  in 60 Steintafeln graviert. (Epigravuren sind dort noch heute zu besichtigen). Alle anderen Zeugnisse gingen bereits 1767 bei der Zerstörung der alten thailändischen Königstadt Ayutthaya durch burmesische Eroberer verloren. Da das Wissen um diese Massagekunst vermutlich mit dem Buddhismus den indischen Kontinent verlassen hat, wird sie  in  Indien  heute  nicht praktiziert.  Die dort verbreiteten Techniken sind  als indische Yogamassage oder aryurvedische Massage bekannt.  Es ist denkbar,  dass in  Siam bereits Massageformen existierten, die sich mit der neuen Lehre mischten und es ist auch nicht auszuschließen,  dass im  Laufe der Jahrhunderte über Handelsbeziehungen zu  China die Traditionelle chinesische Medizin Einfluss auf die Methode gewonnen hat.

Die  traditionelle   Thai-Massage  ist  auch   in  ihrer  heutigen  Praxis  dem  Buddhismus verbunden.   Sie wird mit Metta (im südlichen Buddhismus gebräuchlicher Begriff für liebende Güte)  angewandt.  Die Meister sind in der Regel tief religiöse Menschen,  die die Massage im Zustand der Achtsamkeit,  des Gleichmuts, des Mitgefühls und der  anteilnehmenden Freude ausführen.